Biodiversität
Was ist Biodiversität?
Biodiversität ist die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde. Sie umfasst die Vielfalt an Ökosystemen, Lebensräumen, Landschaften, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt innerhalb der verschiedenen Arten, z.B. bei den Rassen unserer Haus- und Nutztiere oder der Kulturpflanzen. Biodiversität geht also deutlich über den Begriff der Artenvielfalt hinaus.
Oberfranken verfügt über eine beeindruckende Vielfalt an wertvollen Kulturlandschaften mit einer beachtlichen Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten.
Doch die Vielfalt schwindet: Weltweit ist ein dramatischer Verlust von biologischer Vielfalt zu verzeichnen. Auch in Bayern und Oberfranken nimmt der Artenreichtum weiter ab und es gehen immer weitere Lebensräume verloren. Es liegt in unserer Verantwortung, die heimischen Tier- und Pflanzenarten und ihre notwendigen Lebensräume sowie kennzeichnende Landschaftsbilder zu schonen und zu erhalten und die Denkmäler der Natur sowie die Landschaft zu schützen und zu pflegen.
Warum Biodiversität erhalten?
Die Vielfalt der uns umgebenden Natur ist das Ergebnis der Evolution, einer Entwicklung über Milliarden von Jahren. Dementsprechend gibt es eine ganze Reihe von Gründen, warum wir die Vielfalt der Biodiversität erhalten und schützen müssen. Vordergründig werden zunächst meist ökologische Gründe angeführt – das Aussterben von Arten oder die Vernichtung von Lebensräumen zu verhindern. Dabei gibt es genauso ökonomische Gründe, die für den Erhalt der Vielfalt sprechen: Aus der Natur gewinnen wir Nahrungsmittel und Rohstoffe sowie zahlreiche Arzneimittel. Dazu kommen die enormen Umweltleistungen der Ökosysteme wie die Bestäubung von Kulturpflanzen, die Selbstreinigung der Fließgewässer oder der Schutz, den sie uns vor Naturkatastrophen bieten (Moore und Auen vor Überschwemmungen, Bergwälder vor Lawinen und Muren). Aktuelle Studien beziffern diese weltweiten "ökologischen Dienste" der Natur auf 16–54 Billionen US-Dollar pro Jahr!
Der Erhalt der Biodiversität hat aber genauso ästhetische und kulturelle Gründe. Die Schönheit und Eigenart unserer Kulturlandschaften prägen unser Gefühl für "Heimat". Der Erhalt unserer typischen und charakteristischen Landschaften ist als Teil unseres kulturellen Erbes nicht weniger wichtig als der Erhalt unserer Baudenkmäler. Nicht zuletzt ethische Gründe gebieten uns, die unter dem Begriff Biodiversität subsumierte Vielfalt für die Nachwelt zu erhalten. Vielfalt ist das Prinzip der Natur, wir sind ein Teil der Natur.
Bayerische Biodiversitätsstrategie
Bereits 2008 hat der Bayerische Ministerrat die Bayerische Biodiversitätsstrategie beschlossen.
Ziel der Strategie ist es, Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Bayern aufzuzeigen und dem bayerischen Weg entsprechend möglichst auf freiwilliger Basis umzusetzen.
NaturVielfaltBayern – Biodiversitätsprogramm 2030
Mit dem Programm "NaturVielfaltBayern" setzt das Bayerische Umweltministerium neue Maßstäbe beim Erhalt der Artenvielfalt und der Lebensräume. Das Programm wird die Umsetzung der ressortübergreifenden Biodiversitätsstrategie unterstützen und weiter voranbringen. Dabei sollen bewährte und laufende Maßnahmen verstetigt, fachliche Grundlagen verbessert, neue Maßnahmen initiiert und innovative Projekte ermöglicht werden.
Eine erste Zwischenbilanz der Biodiversitätsstrategie ist der 2010 erschienene Artenschutzbericht. Er listet auf, was bisher erreicht wurde und vor welchen Herausforderungen der Freistaat beim Artenschutz steht.
Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie in Oberfranken
Die Umsetzung der vom Bayerischen Ministerrat 2008 beschlossenen Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Oberfranken erfolgt unter anderem über verschiedenste Naturschutzprojekte. Diese werden vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.
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Wanderausstellung "Bäume.Charakter.Landschaft"
Die Ausstellung ist Teil des Projekts „Fränkisch verwurzelt” der Regierung von Oberfranken zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie.
Sie zeigt eindrucksvoll, wie unsere Kulturlandschaft ohne ihre markanten Bäume, strukturgebenden Baumreihen, wegbegleitenden Alleen und alten Streuobstbestände aussehen würde. Dazu stellen wir Originalfotos entsprechenden Kopien gegenüber, in denen diese Bäume herausretuschiert wurden. Damit wird deutlich, welche Wirkung unsere grünen Landmarken auf das Landschaftsbild und damit auch den Erholungswert der Landschaft haben.
Landschaft bei Unterneuses mit Kirschbaumallee und ohne. Foto: arc.grün Landschaftsarchitekten
Die Wanderausstellung "Bäume.Charakter.Landschaft" wurde im September 2021 erstmals eröffnet. Seither wurde sie in Landratsämtern, Rathäusern, Museen oder Bibliotheken in Oberfranken ausgestellt. Für rund fünf Wochen war sie auch am Bayerischen Umweltministerium in München zu sehen.
Die Ausstellung kann ab sofort bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth kostenlos ausgeliehen werden. Die Abholung und der Rücktransport sind vom Entleiher zu organisieren. Für den Transport ist ein Kleintransporter erforderlich. Bei Interesse und für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an gerhard.bergner@reg-ofr.bayern.de.
Werbekarte Ausstellung "Bäume.Charakter.Landschaft"Landschaftsbäume bei Guttenberg
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Alte Bäume sind ein Kulturgut. Sie können große Bedeutung für das Landschaftsbild und als Lebensraum für Tiere, Flechten oder Moose besitzen. Über ihre Geschichte fördern sie die Heimatverbundenheit und die kulturlandschaftliche Eigenart.
Mit dem Projekt "Fränkisch verwurzelt" setzt sich die Regierung von Oberfranken für den Erhalt markanter Einzelbäume, wegbegleitender Baumreihen oder Alleen und alter Streuobstbestände ein. Diese "grünen Landmarken" sind in unserer fränkischen Landschaft fest verwurzelt und beständig. Dennoch sind sie anfällig für menschliche Eingriffe. Zum Heranwachsen benötigen sie länger als ein Menschenleben, deren unwiederbringliche Beseitigung dauert oft nur wenige Minuten. Mit dem Biodiversitätsprojekt soll in der Bevölkerung, in Kommunen, bei Straßenmeistereien und Entscheidungsträgern für die Bewahrung der Altbäume geworben werden.
Der Projektstart fand in drei ausgewählten oberfränkischen Kommunen statt. Zunächst erfolgte die Kartierung und naturschutzfachliche Bewertung der Bäume.
Zudem wurde die Bedeutung für das Landschaftsbild aufgenommen und kulturgeschichtliche Hintergründe recherchiert. Die Ergebnisse wurden zusammen mit Hinweisen zur Pflege und zum Schutz in einzelnen Baumporträts anschaulich zusammengefasst. Alle Eigentümer erhielten die Baumporträts ihrer Bäume. Die erhobenen Daten und Auswertungenn konnten auch den Projektgemeinden zur Verfügung gestellt werden. Zudem erfolgten Informationsveranstaltungen für Bauhöfe, Vorträge sowie Führungen zu markanten Bäumen. Im Rahmen des Projekts wurde auch die Ausstellung "Bäume.Charakter.Landschaft" erstellt.
Weiterführende Informationen
Faltblatt "Fränkisch verwurzelt"
Infotafeln
Infotafel "Fränkisch verwurzelt"
Infotafel "Einzelbäume"
Infotafel "Alleen"
Infotafel "Streuobst"Beispielhafter Projektbericht
Markt Ebensfeld
Projektbericht Ebensfeld (ohne Baumporträts und Karten)
Übersichtskarte Ebensfeld mit Baumnummern
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Die beiden Schmetterlinge Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling zählen zu den streng geschützten Tierarten Europas (FFH-Richtlinie, Anhang II und IV). Sie sind auf wechselfeuchten und mageren Wiesen mit Vorkommen des Großen Wiesenknopfes sowie ihrer Wirtsameisen zu Hause, von deren Brut sich die Schmetterlingslarven ernähren. Ihre Bestände sind in Bayern seit dem letzten FFH-Monitoring im Jahr 2016 stark zurückgegangen – Der Helle Wiesenknopfameisenbläuling gilt in ganz Bayern schon als stark gefährdet Um die wunderschönen und nützlichen Schmetterlinge zu erhalten, initiierten die Regierung von Oberfranken, der Landschaftspflegeverband, die untere Naturschutzbehörde und der Bund Naturschutz ein Biodiversitätsprojekt im Landkreis Forchheim, wo bis heute wichtige Vorkommen beider Arten nachgewiesen werden können. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit Naturschutzakteuren sowie Bewirtschaftern und Bewirtschafterinnen und Gemeinden gestaltet.
Im Jahr 2021 wurde untersucht, wie es um die Populationen im Landkreis genau bestellt ist und verstärkt Vertragsnaturschutzprogramme zum Schutz der Tiere abgeschlossen. Auf 61 Flächen wurden etwa 183 ha Grünland auf das Vorkommen der Tiere untersucht. Dabei wurden 576 Dunkle und 10 Helle Wiesenknopf-Ameisenbläulinge gefunden. Schwerpunkt der Vorkommen sind Lebensräume im Gemeindegebiet Neunkirchen am Brand. Viele der Nachweise wurden in der Nähe von Saumpositionen und Straßenböschungen, Weg- und Grabenrändern gemacht. An den meisten ehemaligen Fundorten waren weniger Falter als früher oder keine Falter mehr zu finden. Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling steht den Ergebnissen zufolge im Landkreis kurz vor dem Aussterben.
Im Jahr 2022 wird das Monitoring fortgeführt. Außerdem wird die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnerschaften ausgebaut: So sollen Pflegekonzepte umgesetzt, Webseiten erstellt sowie Umweltbildung, Info-Tage und Pressearbeit organisiert werden. Um das Potenzial von Flächen als Lebensraum besser abschätzen zu können, wird in Zusammenarbeit mit den Universitäten Wien und Frankfurt eine Circuit-Analyse durchgeführt. Mit Hilfe dieser statistischen Methode können für die Ausbreitung der Falter besonders geeignete Flächen in der Landschaft identifiziert und Vernetzungskonzepte erarbeitet werden. Darüber hinaus wird in Kooperation mit der Universität Würzburg erforscht, welchen Einfluss Boden- und Landschaftsparameter auf die Wirtsameisen und Schmetterlinge ausüben. So soll das Projekt einen wichtigen Beitrag leisten, um bestehende Vorkommen zu fördern, neue Lebensräume zu schaffen und Populationen zu vernetzen. Organisiert und betreut werden die vielfältigen Maßnahmen durch den Projektmanager und Schmetterlingsexperten Mirko Wölfling.
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Schlossgärten sind Schatzkisten der Biodiversität. Hier tummeln sich neben Insekten wie Wildbienen, Schmetterlingen, Libellen und Käfern auch Fledermäuse, Vögel, Amphibien und Fische. Dies ist vor allem ihrer vielfältigen und kontinuierlichen historischen Nutzungsweise zu verdanken. Weitläufige Altbaumbestände und artenreiche Flachlandmähwiesen, mystische Grotten und historische Gemäuer bieten einer Vielzahl an Lebewesen einen naturnahen Lebensraum.
In einem Kooperationsprojekt des Bayerischen Umweltministeriums und Finanzministeriums sollen diese Oasen der Artenvielfalt nun weiter in ihrem Potential gefördert werden. Im Auftrag der Regierungen von Oberfranken, Unterfranken und Oberbayern wurden bereits in sechs Schlossgärten Kartierungen von schützenswerten Arten, Biotopen und Strukturen durchgeführt. In enger Abstimmung zwischen Naturschutz und Denkmalschutz wurde die Pflege der Anlagen naturschutzfachlich weiterentwickelt. Hierfür arbeiten die höheren Naturschutzbehörden und die Bayerische Schlösserverwaltung Hand in Hand.
Mopsfledermaus, Grauspecht und Zwerg-Bläuling sowie echte Urwaldreliktarten wie der Schwarzkäfer sind nur einige der vielen gefährdeten Arten, die im Rahmen der Kartierungen nachgewiesen werden konnten. Sowohl die Eremitage als auch die Rosenau bieten einen Rückzugsort für über 70 Käfer- und Wildbienenarten, mehr als 20 Libellen- und einem Dutzend Fledermausarten sowie für knapp 50 verschiedene Schmetterlinge. 18 Pilzarten wurden in der Rosenau nachgewiesen, darunter befinden sich 16 auf der Roten Liste. Damit fällt dem Schlosspark nationale Bedeutung für den Schutz von Wiesenpilzen zu. In den zahlreichen alten Bäumen des Schlossparks Seehof finden FFH-Arten wie Hirschkäfer, Eremit oder Haselmaus ein zu Hause. Darüber hinaus konnten hier u.a. 17 verschiedene Fledermaus- und 39 Brutvogelarten, 59 verschiedene Wildbienen und 154 Schmetterlingsarten gefunden werden.
Zukünftig soll auf jeder Fläche ein individuelles Paket an Pflegemaßnahmen umgesetzt werden. In Offenlandlebensräumen wird eine schonendere, kleinteiligere Mahd umgesetzt und Säume und Altgrasstreifen belassen. Innerhalb der Gehölzbestände sollen Totholz gefördert, weitere Nisthilfen installiert und gestufte Waldränder entwickelt werden. Um stabile Populationen von Amphibien und Libellen zu fördern, werden der Besatz von nicht-heimischen Fischen in Gewässern reguliert und Reinigungen außerhalb der Laich- und Aufzuchtzeit durchgeführt. Das Projekt wird in den kommenden Jahren in weiteren Gartendenkmälern fortgesetzt.
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Ursprünglich war die Gelbbauchunke eine Bewohnerin der Bach- und Flussauen. Da diese selten geworden sind, bewohnt die Überlebenskünstlerin heute vor allem kleine Pfützen, Gräben und Fahrspuren und zieht sich in Abbaugruben und Wälder zurück. Allerdings machen ihr zunehmende Lebensraumverluste, wie sie durch das Verfüllen von Tümpeln, den Ausbau von Waldwegen, aber auch durch natürliches Waldwachstum auftreten, das Überleben schwer. Auch der Klimawandel verschärft die Situation.
Um die Wissensbasis für Schutzbemühungen zu verbessern, wurde in einem Biodiversitätsprojekt der Regierung von Oberfranken eine Bestandsaufnahme der Art durchgeführt. Hierzu wurden in einer Umfrage bekannte Vorkommen sowie geplante Maßnahmen für das Jahr 2021 erfragt. Anschließend wurde eine Kartierung durch das Fachbüro Biologie durchgeführt und die Ergebnisse weiterer Untersuchungen aus Oberfranken im Jahr 2021 ergänzend gesichtet.
Insgesamt zeichnet sich ein schlechter Erhaltungszustand der Art ab. Im Rahmen des Biodiversitätsprojektes konnten lediglich 29 von Gelbbauchunken besetzte Gewässer in den vier Projektgebieten in den Landkreisen Forchheim und Bamberg gefunden werden. In Rückegassen des oberfränkischen Teils des Naturparks Haßberge wurde die größte Teilpopulation mit 174 Tieren sowie Kaulquappen und Laich gefunden. Im Raum Unterstürmig sowie Ebermannstadt und Hetzles konnten nur vereinzelt Individuen nachgewiesen werden. Durch einen Zufallsfund einer Spaziergängerin wurde bei Neunkirchen am Brand entlang von Forstwegen ein weiterer Laichgewässerkomplex mit mehr als 33 Tieren entdeckt. Weitere Einzelfunde wurden u.a. in Igensdorf und im Bischwinder Wald gemeldet. Im Steigerwald, wo die Art noch flächig vorkommt, wurde aufgrund des Salamanderfresserpilzes keine Kartierung durchgeführt.
Zusätzlich erfolgten Untersuchungen im Rahmen von Kleinstmaßnahmen durch den LBV e.V. und das Büro für ökologische Studien im Landkreis Bamberg. Im westlichen Albtrauf und Vorland der Nördlichen Frankenalb sind demnach mehrere Vorkommen erloschen. Nur ein kleiner Bestand wurde in einem Biberstau gefunden. Im Geisberger Forst, oberen Leinleitertal und bei Walsdorf konnte die Art ebenfalls nicht mehr nachgewiesen werden. Im Raum Kemmern war die Unke erst kürzlich noch in größerer Zahl bestätigt worden, 2021 gelang nur der Nachweis von 4 Tieren. Bei Buttenheim wurden 15 Unken in Tümpeln, Fahrspuren und Weihern erfasst. Im Hauptsmoorwald ist die Art noch weit verbreitet, jedoch sind die Bestände stark zurückgegangen. Ein kleiner Lichtblick zeigte sich im Landkreis Coburg. Hier blieb eine bekannte Population in einer Abbaustelle seit dem Jahr 2011 weitgehend stabil, trotz der Dürre-Jahre 2018-2020.
Anhand der Ergebnisse wurden aus diversen Quellen Vorschläge für Schutzmaßnahmen abgeleitet. Diese beinhalten u.a. die Schaffung von Laichgewässern, die Beseitigung von Unterwuchs, die Sammlung von hydrologischen Daten, die Anlage von Trittsteinhabitaten und eine Fortführung des Monitorings. Herzlicher Dank gilt allen Ehrenamtlichen und Fachbüros, die mit ihrer jahrelangen Arbeit zu diesem umfassenden Einblick beigetragen haben und sich täglich für den Schutz der Gelbbauchunke einsetzen.
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Streuobstbestände können wahre Schatzgruben für alte, regionale Obstsorten sein. In Deutschland ist mit mindestens 3.000 Apfel- und 1.500 Birnensorten zu rechnen. Alte Obstbäume bieten zudem vielen Tier- und Pflanzenarten wie Wendehals, Gartenrotschwanz, Fledermäusen, seltenen Insektenarten, Pilzen und Flechten einen Lebensraum. Durch fehlende Pflege, ausbleibende Nachpflanzung und Nutzungsaufgabe sind viele Bestände hochgradig gefährdet.
Mit dem Projekt werden die Sortenvielfalt gesichert und Streuobstbestände als wertvolle Lebensräume erhalten. Dazu werden in etwa 30 oberfränkischen Beständen zunächst Apfel- und Birnbäume erfasst, die jeweilige Sorte bestimmt und die naturschutzfachliche Wertigkeit abgeschätzt. Die Kartierergebnisse liefern auch wertvolle Hinweise zu erforderlichen Pflegemaßnahmen in den Streuobstbeständen. Für besonders gefährdete Sorten erfolgen Vermehrungen. Mit einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit in Form von Vorträgen, obstkundlichen Führungen, Sortenbestimmungskursen, einem Faltblatt und mehreren Infotafeln wird die Bevölkerung über das Thema informiert.
Die Kartierergebnisse sind sehr erfreulich. Es wurden rund 7.000 Kernobstbäume erfasst und 210 verschiedene Apfel- sowie 75 Birnensorten bestimmt. Darunter auch viele Raritäten wie Purpurroter Agatapfel, Goldgelbe Sommerrenette, Lütticher Ananaskalvill, Pfaffenhofer Schmälzling, Rote Walze, Grüner Fürstenapfel, Englische Spitalrenette oder Roter Fresquin bei den Äpfeln bzw. die Birnen Kleine Pfalzgräfin, Bamberger Kugelbirne, Gelbgraue Rosenbirne, Erzherzogsbirne und Minister Lucius. Von rund 180, darunter auch unbekannte, wurden Edelreiser zur Vermehrung in einer Baumschule und dem Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth gewonnen. Die so vermehrten Bäume konnten im Herbst 2016 und 2018 bei vielen Pflanzaktionen auf öffentlichen Flächen über Oberfranken verteilt ausgepflanzt werden. Die größte Pflanzfläche stellte der Landkreis Kronach zur Verfügung. Nordöstlich von Friesen erfolgte darauf die Anlage eines Sortengartens mit 180 Obstbäumen. Hier wird von jeder im Rahmen des Projekts vermehrten Sorte zumindest ein Baum heranwachsen und in Zukunft auch als "Spender" zur Gewinnung von Edelreisern für die weitere Vermehrung dienen.
Weiterführende Informationen
Faltblatt "Obstsortenvielfalt in Oberfranken"
Infotafeln
Infotafel "Neue alte Bäume für Oberfranken"
Infotafel "Obstsortenvielfalt in Oberfranken"
Infotafel "Obst in Oberfranken" – ein Blick zu den Anfängen der Obstbaumzucht
Infotafel "Apfelsorten in Oberfranken"
Infotafel "Birnensorten in Oberfranken"
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Straßen werden häufig als lebensfeindliche Strukturen in der Landschaft eingeschätzt. Doch ihre Ränder bergen oft ein ungeahntes Potenzial für die Artenvielfalt. Durch langjährige extensive Pflege wandeln sich einst kurze Rasen zu bunten Blühstreifen, an denen sich Tiere und Menschen erfreuen können.
Bereits im Jahr 1999 begannen das Umweltamt und das Garten- und Friedhofsamt der Stadt Bamberg mit einem ökologischen Grünflächenmanagement ihrer Straßenränder auf magerem Terrassensand. Alljährlich werden seitdem alle Pflanzenarten an zahlreichen Rändern innerstädtischer Bundesstraßen untersucht und die Pflege kontinuierlich an die Bedürfnisse der Vegetation angepasst. So konnte die Vielfalt der Gefäßpflanzen von 380 Arten im Jahr 1999 bis auf 463 Arten im Jahr 2018 gesteigert werden. Durch die Erfassung von drei Insektengruppen (Wildbienen, Tagfalter, Heuschrecken) an 20 Straßenrändern und einen Praxis-Leitfaden für Kommunen unterstützte von 2019 bis 2021 auch die Regierung von Oberfranken die Bemühungen der Stadt Bamberg. Das Projekt wurde vom Bayerischen Umweltministerium gefördert. Ziel war es, die Pflege der Straßenrandlebensräume auch für Insekten zu optimieren und die Erfahrungen aus Bamberg allen Gemeinden und Städten in Oberfranken und weiteren Teilen Bayerns und Deutschlands zugänglich zu machen
Von 73 in Bayern lebenden Heuschreckenarten fanden sich an Bambergs Straßenrändern 21 – also fast ein Drittel! – unter ihnen Seltenheiten wie die stark gefährdete Blauflügelige Ödlandschrecke. 75 Wildbienenarten konnten nachgewiesen werden, immerhin rund 15 Prozent der in Bayern lebenden Arten. 18 hiervon gelten als gefährdet. Die großflügeligen Schmetterlinge konzentrierten sich auf weniger stark befahrene Straßenabschnitte mit breiten, ungemähten Rändern und angrenzenden Lebensräumen. 12 Falterarten ließen sich beobachten.
Durch die Anpassung der Pflege an die Bedürfnisse der gefundenen Arten soll die Biodiversität gesteigert werden. Wichtige Kernaspekte sind eine niedrige Mahdhäufigkeit von 1 – 2 Mal pro Jahr sowie ein jährlich wechselnder Mahdzeitpunkt. Eine zu häufige Mahd schadet den Insekten unmittelbar, wohingegen eine zu dichte Vegetation für Nistplätze von Wildbienen und Heuschrecken ungünstig sein kann. Das Mahdgut muss stets abgefahren werden, um eine Nährstoffanreicherung zu verhindern. Neben der Pflege der Straßenränder stellen auch behutsam gepflegte Flächen in unmittelbarer Nähe einen wichtigen Schlüssel zur Förderung der Artenvielfalt von Insekten an Straßenrändern dar.
Der Leitfaden für umweltverträgliche Straßenrandpflege am Beispiel Bamberg ist kostenlos als barrierefreies Pdf und auch als Druckexemplar bei der Regierung von Oberfranken erhältlich.
Weiterführende Informationen
Broschüre "Einstieg in die ökologische Straßenrandpflege
Ein Praxis-Leitfaden für Kommunen am Beispiel BambergFaltblatt "Straßenränder als Lebensraum für Wildbienen, Tagfalter und Heuschrecken"
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Das Braunkehlchen war noch vor 50 Jahren in der offenen Kulturlandschaft ein weit verbreiteter Brutvogel. Heute ist der südlich der Sahara überwinternde Zugvogel in Bayern vom Aussterben bedroht. Gründe für diese enormen Bestandseinbrüche liegen oftmals in der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung. Darunter fallen eine frühe und häufige Mahd des Grünlandes, Entwässerungen, Mahd von Säumen und Grabenrändern und der zur Abnahme des Nahrungsangebots beitragende Einsatz von Bioziden. Daneben sind Störungen durch freilaufende Hunde, verschiedene Freizeitaktivitäten und die Bejagung auf dem Zug wichtige Ursachen für den Rückgang.
Mit diesem nun abgeschlossenen Biodiversitätsprojekt wurden die langjährigen Bemühungen verschiedener Akteure zum Erhalt der letzten Populationen in Nordostoberfranken unterstützt. Von 2017 bis 2021 hatte der Landesbund für Vogelschutz e.V. die Projektträgerschaft übernommen. Die fünf Projektgebiete waren in den Landkreisen Hof, Kronach und Kulmbach verortet. Eine Projektmanagerin kümmerte sich intensiv um die anstehenden Aufgaben wie die Beratung von Landwirten und Landwirtinnen zu Fördermöglichkeiten naturverträglicher Nutzungsformen, die Planung und Umsetzung von lebensraumoptimierenden Maßnahmen, die Besucherlenkung sowie um Erfolgskontrollen. Neben Bestandserhebungen, einer Struktur- und Nutzungskartierung erfolgte ein Monitoring der angelegten Brachflächen und künstlich eingebrachter Sitzwarten. Zudem wurde die Bevölkerung über Faltblätter, Infotafeln und Veranstaltungen informiert und zur Rücksichtnahme auf den seltenen Bodenbrüter aufgerufen.
Das enge Zusammenspiel aus örtlichen Landwirten, Jägerschaft, Landesbund für Vogelschutz e.V. und Behörden war der wichtigste Baustein für den Arterhalt in der Feldflur. Dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten ergaben sich positive Ergebnisse insbesondere bei der Entwicklung der Lebensraumstrukturen. So konnte seit 2016 die Anzahl Brutpaare weitgehend stabil gehalten und in Teuschnitz sogar gesteigert werden. In der mehrjährigen Wanderausstellung "Braunkehlchen und Landwirtschaft" wird seit 2020 in Oberfranken über das Braunkehlchen informiert. In einem internationalen Symposium wurde sich über Herausforderungen, Erfolge und die aktuelle Studienlage im Braunkehlchenschutz ausgetauscht. Die Beiträge des Symposiums sind online als Video sowie auch als "Themenheft Braunkehlchen" vom Ornithologischen Anzeiger auf der Website des LBV e.V. verfügbar. Die Erfahrungen aus dem Projekt wurden nun für lokale Akteure und Akteurinnen in einer Broschüre gebündelt und das Projekt abgeschlossen. Die Bemühungen zum Schutz des Braunkehlchens werden von zahlreichen Ehrenamtlichen kontinuierlich fortgeführt.
Weiterführende Informationen
Faltblatt "Braunkehlchen bei Oberzettlitz"
Faltblatt "Braunkehlchen in Oberfranken"
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Die Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris) hat aktuell in Oberfranken nur noch ein Vorkommen in den Kalkmagerrasen bei Pottenstein. Früher war die Art weit verbreitet. Als sich nach den Eiszeiten der Wald ausbreitete, zog sich die bunte Heuschrecke auf die vegetationsarmen Lebensräume zurück. Hier erlitt sie nach Aufgabe der traditionellen Nutzung ab den 1950er-Jahren massive Bestandseinbrüche. Die nur 17–30 Millimeter große Heuschrecke ist in Bayern stark gefährdet, außerhalb der Alpen gilt sie durch die wenigen isolierten Restvorkommen sogar als vom Aussterben bedroht.
Zunächst wurde bei Kartierarbeiten untersucht, wo genau die Gebirgsschrecke lebt und welches die wertvollsten Bereiche ihres Lebensraumes sind. Durch diese Lokalisierung können gezielt Gefährungsursachen beseitigt werden. Da die sehr standorttreue Art flugunfähig ist, können aufkommende Verbuschung oder zunehmende Beschattung zu starken Beeinträchtigungen bis hin zum lokalen Aussterben der Population führen. Deshalb werden auch die Pflegemaßnahmen der Magerrasen auf die Ansprüche der Gebirgsschrecke abgestimmt.
Weiterführende Informationen
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Über 9 Millionen Straßenlaternen erhellen in Deutschland die Nacht. Während künstliche Beleuchtung für uns Menschen viele Vorteile mit sich bringt, wird sie für die Natur immer mehr zum Problem. Lichtverschmutzung (zu viel oder falsch beschaffenes Licht) ist seit Jahrzehnten ein stark unterschätzter Treiber des Insekten- und Artensterbens. Vor allem kaltweiße LED-Leuchtmittel enthalten viel blaues Licht und ziehen Insekten magisch an. Zugvögel werden von ihren Wanderrouten abgelenkt, Bäume werfen ihre Blätter verspätet ab, Fledermäuse verlassen ihren Ruheplatz in Bäumen oder Hausnischen nicht mehr.
Mit Inkrafttreten des §41a im Rahmen des Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes ist deshalb der Schutz von Tieren und Pflanzen bei der Neuanlage von Straßenbeleuchtung verpflichtend vorgeschrieben. Bestandsanlagen sind um- bzw. nachzurüsten. Heute gibt es zwar vielseitige Mittel und Wege, um alle Vorteile von Beleuchtung genießen zu können und Umweltschäden dabei deutlich zu reduzieren. Bei der Umsetzung umweltverträglicher Konzepte stehen wir jedoch erst ganz am Anfang.
Um den Gemeinden geeignete Methoden und technische Lösungswege aufzuzeigen, initiierte die Regierung von Oberfranken im Jahr 2020 ein Biodiversitätsprojekt. Neben der Beratung von Verwaltungen, Unternehmen, Verbänden und Privatpersonen wurden auch Positiv-Beispiele recherchiert. In Kooperation mit der Best-Practice-Gemeinde Stegaurach sowie dem Verband "Paten der Nacht e.V." wurde nun ein Faltblatt entworfen, welches die vorbildlichen Beleuchtungskonzepte aus Stegaurach aufzeigt: 600 Straßenlaternen wurden hier mit umweltfreundlichen AMBER LED mit 2.200 K Farbtemperatur ausgestattet. Das bernsteinfarbene Licht wird von Insekten und anderen Tieren kaum wahrgenommen und schont sogar die menschliche Gesundheit. Zusätzlich gewährleistet eine Dimmung und Nachtabschaltung einen effizienten Einsatz des Lichts. Bereits nach 6 Jahren wird sich die Investition auch finanziell gelohnt haben. Darüber hinaus können knapp 70 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden – Eine Win-Win-Win-Situation.
- Faltblatt "Umweltverträgliche Straßenbeleuchtung"
- Leitfaden StMUV "Eindämmung der Lichtverschmutzung"
- Website "Paten der Nacht
Bamberger Blühstreifen
Ausstellung "Biodiversität in Oberfranken"
Die für die Landesgartenschau in Bamberg konzipierte Ausstellung umfasst acht Stelltafeln. Dargestellt werden die kostenlosen Dienstleistungen der Natur ebenso wie das europaweite Schutzgebietssystem NATURA 2000. Beispielhaft werden vier Projekte vorgestellt, die der Umsetzung der Bayerischen Strategie zur Erhaltung der Biodiversität in Oberfranken dienen.